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"Die Oasis des Deutschpunk" - Story aus VISIONS Nr.81 - Quelle: www.visions.de

...BUT ALIVE sind ...BUT ALIVE sind ...BUT ALIVE. Auch mit "Hallo Endorphin". Ja, die Hamburger spielen Punk. Oder auch nicht. Sind neue Wege erlaubt? Oder nicht?

"Hallo Endorphin", womit ...But Alive zum vierten Male Tonträger geworden sind, ist ein Zwischendrin. Links das Bedürfnis, auch mal über den Tellerrand hinauszuschwappen, rechts der Fuß in der Stil-Falle. Und das ergibt einen wunderbaren Spagat: Auf der einen Seite das Wissen, wo man hingehört, auf der anderen Seite vom Zwang befreit, nicht nach den immer gleichen Regeln tanzen zu müssen. Das funktioniert, und für diese Erkenntnis muss man nicht in die Schule gehen, schon gar nicht in eine in Hamburg. "Ich würde schon sagen, dass wir mit diesem Album einen bewussten Wandel vollzogen haben", konstatiert Marcus, in Personalunion Sänger, Gitarrist, Texter und Plattenboss des Vierers aus dem Norden. "Wir haben auf der neuen Platte Sachen ausprobiert, die in unserem Kontext unüblich sind, sprich Streicher, Bläser, Synthies und Samples. Das musste natürlich in unseren bisherigen Sound eingebettet werden, denn wir sind ja keine anderen Menschen geworden, sondern wollten diesmal eben was anderes ausprobieren. Die Erwartungen derer, denen wir davon erzählt hatten, waren aber ganz andere als unsere, denn die dachten bei der Erwähnung von Elektronik gleich an ein Breakbeatgewitter - und dabei war dann an der neuen Platte doch vieles ganz herkömmlich."

Und doch mag hier auch mal der Vorwurf auftauchen, man habe sich vom Punk entfernt, gar distanziert, doch bei genauer Betrachtung sind ...But Alive eben vor allem noch sie selber geblieben. Und haben das Selbstbewusstsein, das es braucht, um mit erstaunten oder enttäuschten Reaktionen umzugehen. "Ich würde sagen, wir sind die Oasis des Deutschpunk", lautet die ironische Antwort. "Wir haben einen Dreck auf alle Vorurteile gegeben, auf jene, die aufjaulen, weil wir Streicher eingesetzt haben. Nicht wenige Leute wollen uns wohl als Deutschpunk-Band behalten, aber uns ist das kackegal, wir wollen etwas Neues machen. So gehen wir an die Sache ran. Ich würde schon sagen, dass wir eine sehr selbstbewusste Band sind." Und wie lief das im Studio ab? War da nicht der Reiz vorhanden, mit all dem elektronischen Spielzeug nicht nur - wie geschehen - verhalten umzugehen, sondern gleich zu klotzen? Marcus: "Als wir diese ganze flimmernde Elektronik vor Augen hatten, war da schon mal der Gedanke, es so krachen zu lassen wie Prodigy, nach dem Motto: ‘Was die können, können wir auch’ - wenn auch weniger in stilistischer Hinsicht. Aber wir merkten dann bald, dass man damit auch schnell eine ganze Menge anrichten kann und haben lieber etwas weggelassen. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht die Größten sind und alles können, aber wir wissen, was wir können, und so sind wir mit dieser Platte sehr zufrieden."

Und dann war da noch was. Schule. Hamburg. ...But Alive haben nie dazugehört. Aber hätten sie vielleicht gerne? "Wenn man aus einer Stadt wie Hamburg kommt und das alles direkt in der Nachbarschaft hat, kann man entweder sagen, das will ich auch, oder man sagt, das brauche ich gar nicht. Wir haben lieber von Anfang an alles selber gemacht: Unser eigenes Label gegründet, uns Mühe gegeben, Sachen wie die Eintrittspreise im Blick zu behalten und auf dem Boden zu bleiben. Bands wie Propagandhi, EA 80 oder die Boxhamsters haben viel mehr mit uns zu tun als Tocotronic, Die Sterne oder Blumfeld. Klar, die sieht man, das registriert man, aber würden wir das machen, wäre es aufgesetzt. Klingt vielleicht nach Musikergeschwafel, ist aber keines."

Apropos: Was soll man denn von der Textzeile "Über Musik schreiben, ist wie zu Architektur zu tanzen" (aus "Ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später") halten? Presseschelte? Marcus wehrt lachend ab: "Jeder zieht sich die Schuhe an, die einem passen. Ich drücke mich, dafür kennt man mich, immer differenziert aus, und so fühlen sich vielleicht manche Schreiber angegriffen und andere stimmen mir zu. Aber worum es mir in diesem Songtext geht, ist, dass heute Popmusik in einer Weise interpretiert wird, die fern jeder Realität ist. Ich nenne das gerne die ‘Spex-Krankheit’, wo hinter jeder scheiß Hamburger Band oder hinter Elektrogeblubber aus Bristol oder London der große Umsturz erwartet wird. Die Textzeile ‘Making disco a threat again’, eine Spex-Überschrift und eine Abwandlung von ‘Making punk a threat again’ bringt das auf den Punkt, dass ich es nämlich den größten Quatsch finde, hinter jedem Scheiß popsoziologisch die große Revolution zu erwarten." Guten Abend.

Joachim Hiller